Höhr-Grenzhausen: Neue Tafel-Ausgabestelle wird deutlicher
wahrgenommen
Die Tafel hat in Höhr-Grenzhausen eine neue Bleibe: In der Rathausstraße 24 wird künftig gutes Essen an Bedürftige weitergegeben. Fast 50 Gäste haben
die Eröffnung der neuen Ausgabestelle gefeiert und sind froh, dass die Höhr-Grenzhäuser Tafelarbeit ab sofort noch besser sichtbar ist.
Neue Tafel-Ausgabestelle in Höhr-Grenzhausen. Foto: Peter Bongard
Höhr-Grenzhausen: Neue Tafel-Ausgabestelle wird deutlicher wahrgenommen Eröffnung der gut sichtbaren Räumlichkeiten
Höhr-Grenzhausen. Vor zwölf Jahren ist die erste Ausgabestelle in Höhr-Grenzhausen eröffnet worden. Allerdings ist von Anfang an klar, dass die Räumlichkeiten an der Grundschule keine Dauerlösung
sind: Das ehemalige Hausmeisterhaus ist nicht mehr bewohnbar und der Abriss nur eine Frage der Zeit. 2018 ist es so weit: Das Gebäude wird abgerissen und die Tafel braucht neue Räume. „Eine
Entscheidung, die uns in der Seele wehgetan hat“, wie Stadtbürgermeister Michael Thiesen während der Einweihungsfeier betont. Die Suche nach einem geeigneten Objekt ist „abenteuerlich“, meint der
Bürgermeister der Verbandsgemeinde Höhr-Grenzhausen, Thilo Becker: „Es wäre aber arm gewesen, wenn sich die Kommune nicht für die Tafel eingesetzt hätte. Wir sind froh, dass wir nun endlich eine neue
Bleibe gefunden haben und dass sich der Verbandsgemeinderat ohne Diskussionen dafür ausgesprochen hat, den Großteil der Mietkosten zu übernehmen.“ Der Vermieter der Wohnung – ein ortsansässiger
Hotelier – trägt ebenfalls einen Teil der Kosten, und lokale Unternehmen, Gruppen und Vereine unterstützen die Tafelarbeit mit Geld, Arbeitseinsätzen und Sachspenden.
Die Tafel liegt eben vielen Menschen der Region am Herzen – obwohl sie in den vergangenen zwölf Jahren nicht immer wahrgenommen wurde, glaubt die Koordinatorin der Tafel Westerwald, Petra Strunk:
„Die alte Ausgabestelle war durch eine hohe Hecke abgeschirmt. Nun sind wir unübersehbar und mittendrin in Höhr-Grenzhausen. Ebenso unsere Botschaft: Lebensmittel retten und Menschen helfen.“
Die Tafel möchte auch in der Rathausstraße 24 den Finger in die Wunde legen – auch wenn sie an grundlegenden gesellschaftlichen Problemen nichts ändern kann: „Es ist ein Skandal, dass in Deutschland
mehr als 15 Prozent aller Kinder und Jugendlichen von Einkommensarmut betroffen sind. Und es ist ebenso ein Skandal, dass jedes Jahr Millionen Tonnen guter Lebensmittel vernichtet werden.“
45 Ehrenamtliche haben es sich in Höhr-Grenzhausen zum Ziel gemacht, dass die Folgen dieses Skandals nicht ganz so dramatisch sind. Sie verteilen jeden Dienstag gute Lebensmittel, die für die Regale
nicht mehr hübsch genug, für die Mülltonne aber viel zu schade sind. In Höhr-Grenzhausen versorgt die Tafel rund 70 Haushalte, im ganzen Westerwaldkreis und dessen acht Ausgabestellen sind es knapp
880. Ein bewundernswertes Engagement, das für den Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde Höhr-Grenzhausen, Matthias Neuesüß, etwas von der biblischen „Speisung der 5000“ hat. „Es gibt Parallelen:
Damals wie heute braucht es Menschen, die sich sorgen, die Dinge in die Hand nehmen und Initiative ergreifen“, sagt er während der Eröffnungsfeier und gibt zu, dass er oft ins Staunen gerät –
„darüber, dass es unsere Überflussgesellschaft nicht schafft, genug Essen zu verteilen. Und darüber, wie treu sich die Menschen für die Tafel einsetzen“.
Den langen Atem der vergangenen zwölf Jahre braucht das Team der neuen Ausgabestelle auch weiterhin, glaubt Neuesüß. Sein katholischer Kollege, Pfarrer Alfred Much, gibt der Tafel dafür den
göttlichen Segen mit auf den Weg. „Lassen sie uns gemeinsam das freundliche, deutliche Gesicht der Tafel Höhr-Grenzhausen sein“, sagt Petra Strunk zum Abschluss der Feier. „Wir wollen sichtbar sein
und nicht nur zum Nachdenken, sondern auch zum Handeln anregen. “ (bon)
Weitere Infos zur Tafelarbeit unter www.tafelwesterwald.de und beim Diakonischen Werk Westerwald, Telefon 02663/94300.
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